Was ist Zen?
Der Zen-Buddhismus strebt die Erlösung aller Menschen an
Der Zen-Buddhismus gehört zum Mahâyâna-Buddhismus, der nicht nur die Erlösung des Einzelnen, sondern die Erlösung aller Menschen anstrebt.
Das Wort „Zen“ ist die Abkürzung des japanischen Wortes „Zenna“ (Sanskrit: „Dhyâna“), das „Versenkung“ oder „Versunkenheit“ bedeutet. Ursprünglich gab es ähnliche Meditationsübungen im indischen Yoga, und der Buddhismus übernahm diese Tradition als einen Teil seines Dogmas. Normalerweise wurde Zen als eine Übungsform in jeder Schule des Mahâyâna-Buddhismus neben den dogmatischen Lehren und Normen gelehrt. Aber im eigentlichen Zen-Buddhismus wurde der Schwerpunkt besonders auf die Zen-Übung gelegt, und alle anderen Elemente der buddhistischen Lehre wurden unter den Begriff des Zen subsumiert. Daher nennt man diese Schule „Zen-Buddhismus“ oder einfach „Zen“.
„Zazen“ ist eine konkrete Übungsform im Zen. „Za“ bedeutet Sitzen, also heißt das Wort insgesamt „Sitzen in Versunkenheit“, und dieses Sitzen wird nach Möglichkeit im Lotussitz ausgeübt.
Die Quelle des Zen-Buddhismus in China
Der Zen-Buddhismus wurde im 6. Jahrhundert durch Bodhidharma von Indien nach China gebracht und entwickelte sich dort auf der Basis des Taoismus und Konfuzianismus weiter. Einen wesentlichen Zusammenhang zwischen Buddhismus und Taoismus bildet das „Mu“ (Nichts) als Hauptgedanke des Zen. Der konfuzianische Einfluss zeigt sich in den rituellen Aspekten des Zen-Buddhismus.
Der Höhepunkt des Zen-Buddhismus in China war die T’ang-und Sung-Zeit (8. - 11. Jh.), in der viele große Zenmeister ihre Lehre verbreiteten. Unter diesen waren Baso, Hyakujô, Nansen, Jôshû, Tôzan, Rinzai und andere; sie treten oft als Personen in verschiedenen Kôans auf. Nach dieser großen Blüte verlor das Zen in China seine Bedeutung als eigenständige Religionsform.
Die Entwicklung des Zen-Buddhismus in Japan
In der Kamakura-Zeit (im 12. und 13. Jh.) wurde der Zen-Buddhisnus durch Eisai und Dôgen nach Japan gebracht. Der erstere führte die Rinzai-Schule in Japan ein, der letztere die Sôtô-Schule. Beide Schulen bilden bis heute in Japan die Schwerpunkte des Zen.
Der Unterschied zwischen den beiden Schulen besteht hauptsächlich in der Verwendung der Kôans, welche Reden und Erzählungen von alten Zenmeistern beinhalten und als Übungsmaterial für die Schüler dienen. In der Sôto-Schule wird dagegen der Schwerpunkt auf die Zazen-Praxis selbst gelegt (Shikan-Taza).
Das Charakteristische des Zen
Das Charakteristische des Zen wird nach einer traditionellen Formel folgendermaßen zusammengefasst:
1. 不立文字 Furyûmonji
Unabhängigkeit von Schrifttum
2. 教外別伝 Kyôgebetsuden
Besondere Überlieferung außerhalb der orthodoxen Lehre
3. 直指人心 Jikishininshin
Unmittelbares Hinweisen auf das Herz des Menschen
4. 見性成仏 Kenshôjôbutsu
Schau des eigenen Wesens und Buddha-Werden
Die ersten beiden Merkmale drücken die Haltung des Zen zur Sprache aus, die letzten beiden beziehen sich auf die Weise und das Ziel der außersprachlichen Übungen.
In der Zen-Praxis soll man die Erleuchtung erlangen, indem man alles dualistische, unterscheidende Bewusstsein aufhebt, welches durch die Sprache vermittelt wird. Dadurch soll man das wahre Selbst gewinnen. Der Vorgang der Erleuchtung und des Buddha-Werdens wird nur durch das intuitive Zusammenwirken von Körper und Geist ermöglicht.
Kôan
Kôan 公案 ist eine Rede oder eine meist kurze, rätselhafte Erzählung von alten Zenmeistern oder über diese. Das Wesentliche beim Kôan ist das Paradoxe, das nicht mit dem Verstand aufzulösen ist. „Mumonkan“ und „Hekiganroku“ sind die bekanntesten Kôan-Sammlungen.
Die Kôans werden besonders in der Rinzai-Schule eingesetzt. In der Edo-Zeit ordnete Hakuin die bis dahin überlieferten Kôans und systematisierte damit die Verwendung, die sich bis heute in den Rinzai-Klöstern erhalten hat.
Shikan-Taza
Shikan-Taza heißt „ausschließlich sitzen“.
In der Sôto-Schule wird der Schwerpunkt auf die Zazen-Praxis selbst gelegt (Shikan-Taza). Diese Schule wird auch durch eine Vielzahl von Ritualen im alltäglichen Klosterleben charakterisiert, die alle zur Übung beitragen sollen.